Wir kommen nicht richtig weiter. Entweder ist gar kein Wind oder zuviel Wind aus der falschen Richtung. Heute, am 23.08. fahren wir trotzdem los. Zumindest kommt der Wind aus der richtigen Richtung, was heißt Wind, einigen wir uns lieber auf ein laues Lüftchen.....Rekordmarke 0,9 kn. Soll ja mehr werden, soll.

Also, bevor die Tide kippt und wir nur noch auf der Stelle stehen, ab in den nächsten Hafen: Boulogne sur Mer. Nichts erwähnenswertes hier, eben ein Stop.

Nächsten Morgen um 6.00 Uhr geht es weiter. Eben ablegen, auf See frühstücken. Doch nebenan geht ein Schleusentor auf, ein sehr starker Strom entsteht, der unseren Bug beim Rausfahren aus der Box sofort wegdrückt und unsere Ruder mangels Anströmung nicht dagegen halten können. Dadurch müssen wir rückwärts aus der Boxengasse, doch der Wechsel von vorwärts auf rückwärts dauert Ewigkeiten, bis der Propeller die beiden Ruderblätter anströmt, damit diese arbeiten können. Fast hätten wir es ja auch geschafft, aber leider sind wir mit unserem Anker kurz in Heikos Heckkorb gefangen, wobei sich hierbei eine Strebe leicht verbiegt  und der daran hängende Außenborder eine Macke im Schaft davonträgt. Heiko ist gerade aur Rücktour nach Hause nach dreineinhalbjährigem Segeltörn - sorry Heiko!! Mein erster Versicherungsschaden nach 25 Jahren.

Nachdem wir die Daten ausgetauscht haben, geht es endlich raus aufs Meer. Endlich nach Tagen ist wieder guter Segelwind angesagt, zwar hoch am Wind, aber wir sind nicht verwöhnt. Wir genießen dieses unbeschwerte Segeln, bis am Horizont dieser riesengr0ße Zollkreuzer auftaucht und direkt auf uns zugeschossen kommt. Über Kanal 16 werden wir aufgefordert, den Kurs zu ändern und kurz darauf werden wir von drei höflichen und freundlichen französischen Zöllnern geentert. Sie sind sehr aufgeschlossen und wollen alles wissen. Wohin, woher, wie lange, wie finanziert, wieviel Segelerfahrung, segeln wir Regatten, wie lange habe ich das Boot, wieviele sm damit bereits gesegelt, welchen Beruf, usw., einfach alles.

Zum Abschluß wird dann das Boot inspiziert, Salon, Kabinen, Maschinenraum und Salontisch mit Kielhydraulik darin. Eigentlich ist die dreiviertel Stunde mit diesen höflichen und freundlichen Zöllnern sehr nett, ein Besuch, über den wir uns hätten freuen können, aber dieses überfallartige läßt einen doch den Schreck in die Glieder fahren und somit kommt bei uns die Freude erst dann richtig auf, als wir das Heck vom Zollkreuzer sehen und dieser immer kleiner wird am Horizont. Na ja. Hat uns fünf nm in die falsche Richtung gebracht und eine Stunde weniger Segelzeit.

Eine halbe Stund später schläft der Wind dann auch wieder ein, also Jockel an und 2.000 U/min. Dann machen wir eben erstmal neues Trinkwasser. Kurze Zeit später zischt und spritzt es aus zwei Anschlüssen, eine Qualle hat wohl den Wassereinlass zugesetzt und das System weiss nicht wohin mit dem Druck....ausschalten, warten, wieder einschalten. Er läuft. Gut.

Nur fünf Minuten später dann die nächste Leckstelle an einem Filtereinlass des Wassermachers. "Kerstin, ich habe es gleich!" kann ich noch sagen, als ich die Knarre ansetze um die Schlauchschelle nachzuziehen, als diese sich mit einem lauten Kanll verabschiedet, ich von oben bis unten klatschnass bin, Wasser tropft die Decke runter. Welch ein Tag!!! Schnell die Schelle wieder rauf und wieder einschalten: läuft, porblemlos, ab jetzt. Hoffentlich bleibt es so. Das Wasser schmeckt umso besser. Ich brauche jetzt erstmal eine Pause und ein Bier. Kerstin ist so lieb und macht alles wieder trocken, bekommt sich aber vor lauter Lachen nicht wieder ein. Na ja, wer den Schaden hat, braucht eben nicht für den Spott zu sorgen!

Abends um 18.00 Uhr laufen wir dann in Dieppe ein, ein Tipp eines Zöllners, neben kulinarischen Tipps, die uns die Herren noch mit auf den Weg geben. Unbekannt, aber sehenswerter Ort. Hafen mitten im Zentrum, umgeben von Restaurants, wie im Mittelmeer. So ein Flair herrscht hier auch, den wir dann auch gleich nächsten Tag beim Bummeln, essen und Wein genießen, als der Wetterbericht wieder 0 Kn Wind angsagt, morgens um 6.00 Uhr, als wir gerade weiterfahren wollen. Oh Mist, oder doch nicht? Ab ins Bett, weiterschlafen, Hafentag.  Gestern hatte der Wetterbericht noch Wind für uns, wo ist bloß der Wind aus dem Wetterbericht geblieben? Aber der Hafentag ist wunderschön. Geht doch.

Das Wetter ist so schön, dass wir das Gefühl haben, schon angekommen zu sein, im wettertechnisch immer schönen Südeuropa. Wunderbar. Andere Menschen, andere Stimmung, Gerüche und Geräusche, wie gebucht.