Start Sonntag, den 26.07.2015, Horumersiel. Alle Vorbereitungen sind abgeschlossen. Das einzige, was fehlt, ist unsere Rollreffanlage für die Genua, die ist noch in Reparatur.
Egal, wir haben unsere Fock am Kutterstag, 2 Code Zeros, ein neues Grosssegel und einen asymmetrischen Spi. Damit sollen wir wohl auskommen.Der Wetterbericht spricht von einer unbeständigen Lage, das können wir immer wieder bestätigen in den nächsten Stunden.
Auslaufen bei sw 3, Spi klarmachen - und in der Zwischenzeit dreht der Wind auf NE und schläft ganz langsam ein. Nachts kommt dann der Wind, endlich aus SE. Spi hoch, Richtung Nord. Im Norden erwarten wir im Anschluss auf die SE Lage eine reine Nordlage, auf der Doggerbank ist dann zur gleichen Zeit NW und damit Hack gegenan angesagt. Also fällt die Entscheidung leicht, lieber einen Umweg über den Norden und dafür einen Anlieger zu segeln, als auf der Doggerbank gegen an zu bolzen.
Nachts erreichen wir den Windpark Amrum, 25 nm nörlich von Helgoland. Nachts ganz schön beeindruckend, wie alle Anlagen in Reih und Glied stehen. Der Wind brist ordentlich auf und wir fliegen entspannt mit 12 bis 13 kn durch die Nacht, Richtung Nord.
Na ja, bis die eine Bö kam. Aus dem Nichts mit sehr viel Wind, ca. 25 - 30 kn. Sonnenschuss aus dem Nichts ins Dunkle hinein. 20 Min später wurde ein gerissener Spi für den Rest der Reise wieder eingepackt. Gut, dass ein neuer Spi bereits in Arbeit ist.....
Dann kam die Zeit des Code Zero! Der Wind pendelte sich bei 20-22 kn aus NNE ein, also das zweite Reff reingebunden und los gehts. Nur noch zweistellig, den Topspeed schaffte Sebastian mit 17,4 kn im Dauersurf!! Der Rumpf spielt ab 16 kn seine eigene Melodie, indem er vibriert und Resonanzen aufbaut, ähnlich wie der gute alte Hobie 16, wenn er anfängt zu surfen.
Die nächsten acht Stunden kommen wir auf einen Schnitt von über 11 kn, wir segelen seit Horumersiel ununterbrochen auf dem Backbordbug und nunmehr auf die schottische Küste zu. Kälte und Nässe prägen die weiteren Meilen, dann dreht der Wind auf Nord und erfreut uns mit bis zu 35 kn, 3-4 m Welle und noch mehr kaltem Regen. Nur gut, dass wir jetzt nicht auf der Doggerbank sind und diesen Wind genau auf die Nase bekommen!!
Somit segeln wir die letzten dreissig Stunden bis nach Inverness auch weiterhin auf dem Backbordbug, haben die Arbeitsfock gesetzt und kommen auf einen Schnitt von 8 kn, bei komfortablem Segeln. Nachts kommen dann zur Begrüssung die ersten Delfine um das Boot. Eines Nachts stinkt es neben uns so sehr nach fauligem Fisch, nachdem wir so ein merkwürdiges Blasen vernommen haben....sehen können wir nichts, es ist stockdunkel.
Der Murray Firth nach Inverness nimmt dann nächsten Tag mit seinen 60 nm Länge fast kein Ende. Entlang der schottischen Küste im Hintergrund die High Lands, gleiten wir bei immer ruhiger werdendem Wetter und Wellen mit dem auflaufendem Wasser unserem Ziel entgegen - Inverness.
Die Marina Inverness ist vom feinsten mit einer neuen Steganlage und neuen sanitären Räumen, es ist nur einen Kilometer in die Stadt entfernt und alle Menschen hier sind supernett.
Nächsten Morgen ist es grau in grau, feucht und windstill. Hatten wir ein Glück mit dem Wind. Gut, es hätte etwas weniger regnen können und vielleicht wären drei bis vier Grad wärmer auch nicht schlecht gewesen, aber alles im allem war es ein super Törn, mit einem super stabilem und schnellem Boot. Respekt und Demut verlangt einem hier oben die Nordsee oftmals ab, das Segeln in seiner reinsten Form mit viel Wind und einer guten Welle zum Surfen ist sehr oft gegeben und das vor atemberaubender Kulisse, Delfinen und Papageientauchern. Jetzt geniessen wir erstmal Inverness und erholen uns ein wenig. Wir sind insgesamt 560 nm gesegelt und trotz der lauen Winde am ersten Tag und den letzten 30 nm vorm Ziel kamen wir noch auf eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 7,6 kn. Nicht schlecht. Die Rücktour startet dann bereits gut 1,5 Tage nach unserer Ankunft - denn es zeichnet sich eine stabile SE Lage am Wetterhorizont ab - und wir müssen nach SE segeln, also müssen wir die letzten guten Winde noch mitnehmen!!
Noch schnell zwei Äpfel vom Nachbarschiff abstauben und los gehts. Wir nehmen Abschied von unserem Moses Sebastian, der von hier aus zu seinem ersten Einsatz als Co Skipper (mit 17 Jahren!!) für eine Segelschule in die irische See startet. Wir freuen uns für ihn, er ist nun gut vorbereitet, die letzten drei Tage haben den letzten Schliff gegeben.
Wir wünschen Dir immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel auf all Deinen Touren!!
Wir gleiten mit ablaufendem Wasser bei Sonnenschein und einer leichten Brise wieder hinaus auf die Nordsee, Delfine verabschieden uns aus dem Murray Firth, später segeln wir bei einem kitschigen Sonneneuntergang in die Nacht.
Der Wetterbericht verspricht SW Wind mit 15 bis 20 kn Stärke für 2 Tage. Am Anfang etwas mehr Wind.
Daraus wurde SSW 5-6 (7) und viel Regen, kalter Regen. Wir schafften aber unser erhofftes Etmal von 175 nm.
Dann kam das schöne Wetter, die Sonne kam, der Wind verschwand. Das Etmal ging runter auf 145 nm, dann kam, was kommen musste: Kreuz und flaue Winde!!! Nach vier Tagen sind wir dann aber doch noch auf Helgoland angekommen. Unvergessliche Momente mit Delfinen, kitschigen Sonnen- auf und -untergängen, versüssten uns aber das Leben auf See. Balsam für die Seele, so seicht durch die glatte Nordsee zu segeln. Ein unbeschreibliches Lebensgefühl.
Dann kam Helgoland in Sicht und die erste etwas wildere Nordseeüberquerung mit Foxy Lady nähert sich ihrem Ende. Es gibt nur ein Fazit zum Boot: das Boot ist derart steif, dass sich nichts windet, auch wenn das Boot aus den Wellen ins nächste Tal kracht, oder wieder einmal eine Welle von unten gegen das breite Heck knallt, so dass dieser Stoss direkt ins Steissbein geht. Diese Steifigkeit in Verbindung mit der Agilität vergleichbar mit der einer modernen Gleitjolle und dem damit einhergehenden Geschwindigkeitspotentials lässt dieses Boot zu einem Traumboot werden, von Meile zu Meile mehr.
Impressionen Invernesstour 26.Juli 2015 - 06.August 2015, 1.196 nm