29.11.2016, 7:30 Uhr, 20 Grad, fast windstill.
Heute geht es nach La Palma, unserer letzten Station auf den Kanaren, bevor wir den Absprung von Europa machen werden.
Das Wetter ist heute durchwachsen. Die Winde sollen sich abwechseln, jedoch haben wir eine reelle Chance, fast die ganze Strecke segeln zu können, gemäß Vorhersage.
Heute Morgen ist noch Flaute, was unserem Ablegemanöver zu Gute kommt, denn hier im Hafen ist wenig Platz. Wir haben in den letzten Tagen so einiges hier erlebt: Chartercrews ohne einen Peil vom "Wie geht das überhaupt?" krachen hier regelmäßig in die anderen Boote rein, kommen in Panik und machen dann noch mehr Schäden. Unserem Stegnachbarn wurde bereits der Außenborder von der Reling gefahren, wir haben achtern Fender ausgebracht - für den Fall, daß...
Wo haben bloß einige Charterleute das Selbstbewußtsein her, sich eine 40 Fuß Yacht zu chartern, ohne jegliche Erfahrung oder Übersicht. Manchmal wäre ein Anfang mit einem 8 Meterboot doch besser zum Üben, das kann man noch mit einer Hand abhalten.
Wir sind aber schadensfrei aus diesem Hafen gekommen, setzen das Gr0ßsegel und motoren gemütlich die Küste Gomeras entlang. Der Wind baut sich langsam auf und nach drei Stunden können wir segeln. Noch 2,5 Stunden weiter, binden wir sogar das erste Reff in das Großsegel und wechseln auf die Fock. Die Sonne jetzt immer wieder im Gesicht zwischen den Wolken ist es ein schönes Segeln mit genug Druck im Boot, das das Boot läuft.
Am späten Nachmittag verläßt uns dann der Wind, bzw. dreht mit 6 Knoten Stärke genau gegen uns. Da lohnt sich das Kreuzen nicht wirklich...also Motor und Wassermacher an und los. Nicht nur, dass uns noch eine alte Welle entgegensteht, die bremst, nein, wir haben auch noch einen halben Knoten Strom gegen uns. Geduldsprobe. aber das kennen wir ja schon hier auf den Kanaren, das sich das Wetter kurzfristig ändern kann.
Das größte Erlebnis heute ist dann ein richtig dicker Regenguss, der das ganze Boot innerhalb von 10 Minuten entsalzen hat. Es kommt soviel Wasser runter, dass kleine Bäche immer wieder über das Deck laufen, oder zwischendurch kommt ein dicker Schwall aus den Segeln. Sicht natürlich gleich Null. Da hier aber der Boots- und Schiffsverkehr auch fast gleich null ist, können wir uns beruhigt in den Salon zurückziehen und warten das Wetter ab.
Alles in allem ist es heute kein besonderer Tag zum Segeln, keine Wale oder Delfine oder andere Erlebnisse. Das muß auch mal sein.
Mittlerweile ist es 23.00 Uhr und wir tasten uns gaaaanz langsam in den stockfinsteren Hafen. Im Handbuch steht schon, dass die Einfahrt sehr eng ist und aufmerksames Fahren notwendig ist. Machen wir. Nur, wir sehen fast gar nichts, nur Schatten. Wir schaffen es aber, gewinnen in der Marina dann wieder ein wenig Orientierung und finden einen schönen Liegeplatz. BB. Bier und Bett. Wir sind müde.
Ausgeschlafen starten wir den nächsten Tag. Heute treffen wir Kerstins Eltern hier, die mit Freunden Ihren Urlaub hier verbringen.
Die Wiedersehensfreude ist natürlich groß, das letzte Mal haben wir uns in Horumersiel am Steg gesehen, bei unserem Start vor knapp vier Monaten.
Inselrundfahrt mit Gipfelsturm auf 2.500 Meter, Grillabend und eine schöne gemeinsame Zeit haben wir in diesen Tagen. Wir genießen die Abwechslung und fröhliche Beisammensein.
Sogar die Vermieter der Finca kommen uns auf unserem Boot besuchen, so groß ist das Interesse an unserem Projekt und gleichzeitig der familiäre Anschluß, der im Vordergrund steht. Wir genießen das Interesse und die Unterstützung und lernen wieder einmal während unseres gesamten Inselaufenthaltes interessante und liebe Menschen kennen, es macht einfach Freude.
In Santa Cruz treffen wir dann auch zu unserer großen Freude zum wiederholten Male noch Sophie, Daphne und Claas, die mit der wunderschönen Yacht Hera unterwegs sind, einem alten Abeking und Rasmussen Bau. Claas kommt auch gebürtig aus Oldenburg, unsere Väter waren lange Stegnachbarn, und wir Söhne sind jetzt auf der gleichen Route unterwegs.
So vergehen die Tage hier auf der Insel wie im Fluge und jetzt sind wir am Einkaufen, Packen und Stauen. Routinekontrollen im Mast stehen genau so auf der Liste wie Wäschewaschen, Friseurtermin und und und.
Morgen soll es losgehen zu den Kap Verden. Seglerfreunde, die wir hier kennengelernt haben, sind gestern schon gestartet, sie haben einen Termin und mußten früher los. Wir wünschen eine gute Reise! Hoffentlich treffen wir die Beiden wieder, wir hatten immer viel Spaß.
Unsere Seglerfreunde aus Holland, mit denen wir so viel gemeinsam unternommen haben, mußten leider einen Heimatbesuch einlegen, so dass wir leider nicht gemeinsam zu den Kap Verden segeln können, wie geplant war. Hoffentlich sehen wir die Beiden bald wieder, spätestens auf St. Marteen, wo wir beide unsere Töchter im März treffen werden. Dann wollen wir gemeinsam feiern - spätestens!